Dass Schwangere häufig Kompressionsstrümpfe tragen müssen, ist weitläufig bekannt. Eine neue Studie (1) zeigt jetzt, dass man die Strümpfe jedoch nicht nur während der Schwangerschaft und sechs Wochen nach der Geburt tragen sollte, sondern auch während der Geburt selbst. Das reduziert das Risiko für eine Hypotonie (niedriger Blutdruck) während einer allfälligen Epiduralanästhesie.
Die Studie
Die Studie über die Wirkung von Unterschenkelkompressionsstrümpfen während der Geburt unter Epiduralanästhesie wurde in einem Universitätsspital durchgeführt. Daran teilgenommen haben insgesamt 295 Frauen. 93 haben während der Geburt Kompressions-Kniestrümpfe getragen, 202 nicht. Bei den Schwangeren wurde unter anderem ermittelt, ob sie 15 Minuten und eine Stunde nach der Epiduralanästhesie an einer Hypotonie litten, das heisst dass der Blutdruck unter 90 mmHg und/oder um mehr als 20% gefallen ist. Ausserdem wurde untersucht, ob es in den beiden Gruppen einen Unterschied gab zwischen dem Apgar-Score der Neugeborenen und deren Herzfrequenz.
Resultate
Nur gut 3% der Frauen aus der Gruppe mit Kompressionsstrümpfen litten 15 Minuten nach der Epiduralanästhesie unter einem zu niedrigen Blutdruck. Bei den Frauen ohne Strümpfe waren es über 23%. Bei den Neugeborenen von Frauen aus der Strumpf-Gruppe haben gut 10% direkt nach der Geburt eine abnormale Herzfrequenz gezeigt. Bei den Kindern der Kontrollgruppe waren es gut 16%. Dieser Unterschied ist statistisch nicht signifikant.
Schlussfolgerung
Knie-Kompressionsstrümpfe während der Geburt unter Epiduralanästhesie reduzieren das Risiko für einen niedrigen Blutdruck signifikant. Es handelt sich um eine einfache, medikamentenfreie und von den Frauen gut akzeptierte Methode. Nebenwirkungen wurden keine beobachtet.
Weshalb ist eine Hypotonie problematisch
Eine Hypotonie tritt nach der Epiduralanästhesie häufig auf. Durch den sehr niedrigen Blutdruck kann es zu Übelkeit, Schwindel bis hin zu Bewusstseinsverlust kommen. Auch für das noch ungeborene Kind kann der niedrige Blutdruck der Mutter problematisch sein, weil es einen Sauerstoffmangel erleiden kann. Schlechte Herztöne des Kindes sind auch ein häufiger Grund für einen Notfallkaiserschnitt.
Welche Kompressionsstrümpfe eignen sich für die Geburt?
In der oben beschriebenen Studie wurden Knie-Kompressionsstrümpfe mit 20-36 mmHg Fesseldruck verwendet. Wer also bereits während der Schwangerschaft Kniestrümpfe der Klasse 2 getragen hat, kann diese auch während der Geburt tragen und brauch sich nicht extra ein neues Paar anzuschaffen. Wer noch auf der Suche nach den passenden Kompressionsstrümpfen für die Geburt ist, kann z.B. aus den folgenden Modellen wählen.
- VenoTrain Cocoon: Der Cocoon ist anders als die meisten Kompressionsstrümpfe. Er hat ein eher dickes, flauschiges Gestrick. Das ist unter anderem der Materialzusammensetzung mit Baumwolle und Cellulose zu verdanken. Ein Lipid-Komplex pflegt die Haut, um Trockenheit und Juckreiz vorzubeugen.
- Juzo Inspiration: Die feinen Juzo Kompressionsstrümpfe passen sich dem Bein mühelos an und bieten eine gute Bewegungsfreiheit. Sie sind in vielen verschiedenen Farben erhältlich.
- Venosan 4002: Die hochelastischen Mikrofaserstrümpfe lassen sich einfach anziehen. Sie bestehen aus weichen, schnelltrocknenden Fasern, was für einen guten Tragekomfort sorgt.
Unser Tipp: Tragen und waschen Sie die Strümpfe schon einige Male vor der Geburt, damit Sie sich daran gewöhnen und sich die Strümpfe schon etwas an Ihr Bein angepasst haben.
Man kann die Strümpfe auch nach der Geburt weiterhin tragen. Gerade im stressigen Alltag mit einem Neugeborenen sind die Strümpfe ideal um müde, schwere Beine vorzubeugen.
Quelle:
- V.Pyronnet et al. (2017): Lower limbs venous compression reduces the incidence of maternal hypotension following epidural analgesia during term labor; European Journal of Obstetrics & Gynecology and Reproductive Biology 219, 94–99.