Nun ist es doch schon einige Jahre her, seit die ersten Kompressionsstrümpfe im Sport eingesetzt wurden. Die ersten Sportsocken haben sich allerdings kaum von medizinischen Kompressionsstrümpfen unterschieden. Grobes Gestrick, gradueller Druckverlauf mit ca. 25mmHg Fesseldruck und natürlich das RAL-Gütezeichen haben die Strümpfe ausgezeichnet. Auf Grund der grossen Beliebtheit war natürlich auch das Interesse der Hersteller gross: Ein Wettkampf um den besten Sport-Kompressionsstrumpf hat begonnen.

Hochspezifische Sportsocken
Schnell wurde erkannt, dass Sportler ganz andere Anforderungen an einen Kompressionsstrumpf stellen als ein Venenkranker! Im Vordergrund steht die Wirkung, sowie das Handling. Sportstrümpfe müssen nicht nur perfekt sitzten, sie dürfen den Athleten auch nicht einschränken. Was nützt eine bessere Durchblutung, wenn es an der Achillessehne reizt oder in der Kniekehle juckt? Die Herausforderung besteht also darin, einen wirkungsvollen Kompressionsstrumpf zu produzieren, welcher vom Sportler nicht negativ wahrgenommen wird. Und ich glaube man darf sagen, es gibt inzwischen eine ganze Reihe an Strümpfen die überzeugen können.
Die Kompression
ist das A und O eines Kompressionsstrumpfs -logisch. Je nach Einsatzgebiet wird mehr oder weniger Druck benötigt, damit jedoch eine Wirkung messbar wird, soll am Knöchel ein Druck von mindestens 18mmHg gewährleistet sein. Dies entspricht nach RAL einer Kompressionsklasse I. Alle aktuellen Sportsocken bewegen sich zwischen 18 und 25mmHg Fesseldruck, eine grosse Auswahl diesbezüglich besteht also noch nicht. Zur Zeit laufen auch diverse Untersuchungen mit Strümpfen aus der KKL. III, allerdings gibt es noch keine einsatzbereiten Produkte.
Die Stiffness
Das Thema Stiffnes haben wir bereits in einem anderen Artikel beschrieben. Kurz gesagt beschreibt die Stiffness (Steifigkeit) die Dehnungseigenschaften des Gestricks. Je höher die Stiffness, desto weniger dehnbar der Strumpf. Im Sport ist eine sehr hohe Stiffness gewünscht: Ist die Wade entspannt, so herrscht ein kleiner Druck -eine optimal Blutzufuhr ist gewährleistet. Kontrahiert sich der Muskel, so nimmt auch das Volumen zu. Da der Strumpf nicht nachgibt (hohe Stiffness) baut sich ein hoher Druck auf. In dieser Phase wird das venöse Blut ausgepresst und aus den Beinen zurückgedrückt. Auf diese Weise entsteht bei jeder Bewegung eine Art Massagewirkung. Hier gibt es leider keine genauen Angaben herstellerseitig, so dass jeder für sich den optimalen Strumpf finden muss. Aus meiner Sicht hat der VenoTrain sport von Bauerfeind die höchste Stiffness.
Update: Die VenoTrain Sportsocken wurden komplett überarbeitet. Die neue Version finden Sie unter dem Namen Bauerfeind Performance Socks.
Die Verarbeitung
Im Unterschied zu üblichen Kompressionsstrümpfen weisen die Sportsocken spezifische Zonen auf:
Zehenbereich: Damit im empfindlichen Zehenbereich keine Reizungserscheinungen auftreten sind die Strümpfe weich, fein und weisen keine groben Nahtstellen auf. Das Gewebe ist hochelastisch, eine Kompression ist hier nicht erwünscht.
- Fussteil und Sohle: Hier herscht schon eine leichte Kompression, so dass es nicht zum „Einschnür-Effekt“ kommt. Die Sohle ist meist etwas dicker ausgeführt und weist eine Dämpfungszone auf. Schon fast Standard sind antibakteriell wirkende Garne um die Geruchsbildung zu verhindern.
- Fersenbereich, Achillessehne: Oft stellt dies eine Schwachstelle bei Strümpfen dar und das Fersenteil soll verstärkt sein. Im Berich der Achillessehne bietet z.B. der Sigvaris Performance ein weiches Polster, um Reizungen zu verhindern.
- Degressiver Kompressionsverlauf mit Wadenzone: Wie bei medizinischen Kompressionsstrümpfen können vom Knöchel bis zum Knie abnehmende Druckverhältnisse gemessen werden -worauf auf der durchblutungsfördernde Effekt beruht. Zusätzlich ist über den beiden Köpfen des M. gastrocnemius eine Zone mit erhöhter Stiffness. Diese Muskeln sind hauptverantwortlich für die Sprungkraft und im Laufsport von grösster Bedeutung.
- Weiches Abschlussband: Damit die Strümpfe nicht einschneiden aber auch nicht rutschen wird der Abschluss aus weichem, doppelt genähtem Gestrick hergestellt. Silikonhaftbänder sind im Sport nicht erwünscht.
Was bringt die Zukunft für Sportler?
Das Potential der Kompressionsstrümpfe ist sicherlich noch lange nicht vollkommen ausgeschöpft, ihr könnt euch also auf viele Neuerungen in diesem Bereich freuen!

Was für die Waden gut ist, kann auch für den restlichen Körper gut sein. Unter diesem Motto hat Sigvaris eine Kompressionshose speziell für Läufer entwickelt. Selbstverständlich soll die Hose in Kombination mit den Socken getragen werden, so dass der Druck gleich weitergeführt wird. Das Knie bleibt allerdings ausgespart, da eine Bewegungseinschränkung nicht in Kauf genommen werden kann. Die Compression-Shorts sind erst seit wenigen Monaten auf dem Markt -erfreuen sich aber bereits grosser Beliebtheit. Sobald mehr Daten und Erfahrungen zu den Compression-Shorts vorliegen, werde ich darüber schreiben.
Ich wünsche euch einen guten Run und frohe Festtage!
