Zur Krebsbehandlung gehört häufig auch eine Chemotherapie. Da die Medikamente nicht nur auf die Krebszellen wirken, sondern auch auf gesunde Körperzellen, kann es zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen. Besonders gefürchtet wird die Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN). Durch Schädigung der Nervenenden kommt es zu Missempfindungen und Funktionsstörungen, vorwiegend in den Händen und Füssen. Neue Studienergebnisse zeigen, dass sich die Neuropathien der Hände mit Kompression in vielen Fällen vorbeugen lassen.
Polyneuropathie als Folge der Krebs-Behandlung
Eine Polyneuropathie ist eine Erkrankung vieler Nerven. Sie kann verschiedene Ursachen haben. Eine davon ist die Chemotherapie, weshalb man auch von Chemotherapie-induzierter Polyneuropathie (CIPN) spricht. Sie kann durch alle Arten der Chemotherapie wie Zytostatika, Biologika oder zielgerichtete Medikamente ausgelöst werden, wobei manche Medikamente häufiger Polyneuropathien auszulösen als andere. Nach Ende der Behandlung können die Beschwerden noch für einige Monate weiter zunehmen. Bei etwa der Hälfte der Patientinnen und Patienten verschwinden die Symptome aber innerhalb von einem Jahr von selbst.
Symptome der CIPN
Meist treten die ersten Anzeichen einer Polyneuropathie in den Fingern und Zehen auf. Es sind in der Regel beide Seiten gleich stark betroffen. Mögliche Symptome sind Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen, nadelstichartige oder einschiessende Schmerzen. Manchmal werden die Schmerzen auch durch Berührung, Wärme oder Kälte ausgelöst. Funktionsstörungen wie Schwanken, Stolpern, Schwierigkeiten beim Greifen von Gegenständen oder eine veränderte Handschrift sind ebenfalls mögliche erste Anzeichen einer CIPN.
Wer ist betroffen
Grundsätzlich kann es jede Krebs-Patientin und jeden Krebs-Patienten mit einer Chemotherapie treffen. Das Risiko wird aber durch folgende Faktoren erhöht:
- mit zunehmendem Alter
- weitere Erkrankungen wie Diabetes, Alkoholkrankheit
- wenn in der Familie bereist Neuropathien aufgetreten sind
- hohe Einzeldosis oder hohe zusammengerechnete Gesamtdosis der Chemotherapie
Beschwerden vorbeugen und lindern
Die Erfahrung zeigt, dass Krebspatienten die sich regelmässig bewegen und ihr Gleichgewicht trainieren seltener von einer Chemotherapie-induzierten Polyneuropathie betroffen sind. Ideal ist, wenn man schon vor Beginn der Therapie mit regelmässigen Spaziergängen anfängt und Gleichgewichtsübungen, wie z.B. Stehen auf einem Bein oder Gehen mit den Füssen hintereinander in einer Linie, macht.
Weiter sollten Betroffene schon erste Symptome einer Polyneuropathie bei der nächsten Chemotherapie-Sitzung ansprechen. Durch eine angepasste Behandlung lässt sich das Risiko für schwere, bleibende Schäden reduzieren.
Je nach verabreichtem Medikament ist das Kühlen der Hände und Füsse während der Infusion und auch in den Tagen danach hilfreich. Bei manchen Medikamenten ist das aber kontraindiziert, weshalb man sich hier immer vorher mit dem Arzt absprechen sollte.
Kompression gegen Chemotherapie-induzierte Polyneuropathie
Neue Studienergebnisse (Tsuyuki et al. 2016) zeigen, dass Kompressionshandschuhe die während der Verabreichung des Medikaments, sowie eine halbe Stunde davor und danach getragen werden, das Risiko für Polyneuropathien stark reduzieren. Für die Studie wurde bei allen Patienten die dominante Hand mit Kompression behandelt, die andere nicht. Die behandelte, dominante Hand war bei 21.4% der Patienten von einer sensorischen Neuropathie betroffen, die nicht behandelte Hand zu 76.1%. Durch die Kompression wird die Mikrozirkulation der Haut reduziert und die Hauttemperatur in den Fingerspitzen sinkt um bis zu 2.2 °C.
In der Studie wurde den Patienten zwei chirurgische Handschuhe die eine Nummer zu klein waren angezogen. Es gibt aber auch textile Kompressionshandschuhe, die einen besseren Tragekomfort bieten. Für die Kompressionsbehandlung der Zehen gibt es Zehenkappen.
Juzo Classic Seamless HFA
Der Classic Seamless Handschuh mit Fingern ist aus weichem, nahtlosem Material gefertigt, das sanft zur Haut ist. Die Abschlussränder sind hochelastisch gestrickt, damit sie sich anpassen ohne einzuschnüren. Der Handschuh ist in zwei verschiedenen Druckstärken erhältlich, wobei die Kompressionsklasse 2 (KKL2) eine intensivere Wirkung bietet.
Juzo Classic Seamless Zehenkappe
Die Seamless Zehenkappe umschliesst jeden Zeh einzeln und reicht bis ungefähr zum Mittelfuss. Solle der gesamte Fuss mit Kompression behandelt werden, kann man die Zehenkappe mit einem Kompressionskniestrumpf mit offener Fussspitze kombinieren, wie z.B. dem Juzo Soft.
Juzo Expert Fingerhandschuh
Der flachgestrickte Expert Fingerhandschuh ist mit offenen oder geschlossenen Fingerspitzen erhältlich. Er kann in verschiedenen Seriengrössen bestellt, oder nach Mass gefertigt werden.
Weitere spannende Themen
Das Armlymphödem ist eine Schwellung des Arms, meist im Bereich von Hand, Handgelenk und Unterarm, die durch eine verminderte Transportfähigkeit der Lymphgefässe ausgelöst wird. Das Lymphödem kann primär, also anlagebedingt sein. Die Lymphgefässe sind nicht ausreichend ausgebildet oder in zu geringer Anzahl vorhanden. Die häufigste Ursache für eine Armlymphödem ist aber die Operation des Mammakarzinoms (Brustkrebs). Es handelt sich also um ein sekundäres oder erworbenes Lymphödem. Die Behandlung ist dabei unabhängig von der Ursache des Ödems.