Verhärtungen bei Lymphödem behandeln

Von | 30. August 2022
Fibrosen und Verhärtungen bei Lymphödem behandeln

Im ersten Stadium ist das Lymphödem teigig weich und verschwindet in der Nacht ganz von selbst wieder. Im Stadium 2 verhärtet sich die Schwellung, was für Betroffene in der Regel eine grosse Belastung darstellt (Mehr zu den Stadien des Lymphödems). Einerseits wird die Bewegungsfreiheit dadurch eingeschränkt, andererseits können immer grösser werdende Umfänge von Betroffenen auch als ästhetisches Problem angesehen werden. Erfahren Sie wie man diese Verhärtungen vorbeugen und behandeln kann.

Wie Verhärtungen entstehen

Lymphe ist mehr als Wasser. Ihre Aufgabe ist es, Eiweisse und Zelltrümmer zu transportieren. Deshalb spricht man im Zusammenhang mit dem Lymphödem häufig von einer eiweissreichen Schwellung. Während ein gesundes Lymphsystem die Lymphe samt den darin gelösten Eiweissen abtransportiert, muss die Flüssigkeit bei einem Lymphödem durch Kompression und Lymphdrainage verschoben werden. Dabei wird ein Teil der Flüssigkeit von den Venenkapillaren aufgenommen, wobei die Proteine im Gewebe zurückbleiben, weil die Venenkapillaren einen zu kleinen Durchmesser haben um sie aufzunehmen. Die im Gewebe eingelagerten Eiweisse fördern das Wachstum von Bindegewebe. Das Ödem wird dadurch immer härter und lässt sich nur noch schwer wegdrücken.

Vorbeugen oder wenigstens hinauszögern kann man diese Verhärtungen (Fibrosen) durch eine konsequente Kompressionstherapie und regelmässige Lymphdrainage.

Fibrosen lösen mit Lymphdrainage

Bei der Lymphdrainage wird die Extremität massiert, mit dem Ziel den Lymphabfluss anzuregen. Durch die Massage erhöhen die Lymphangione ihre aktivität. Diese sogenannten Lymphherzen treiben die Lymphe in den Gefässen voran. Dank dem erhöhten Transportvolumen kann ein Teil der verminderten Kapazität des Lymphsystems kompensiert werden. Wo intakte Lymphgefässe vollständig fehlen, wird die Flüssigkeit bei der Lymphdrainage in einen Bereich verschoben, wo noch funktionstüchtige Lymphkapillaren sind, oder über die Venen abgeleitet. Diese entstauende Wirkung der Lymphdrainage hilft, Fibrosen gar nicht erst entstehen zu lassen. Sind sie schon vorhanden, können sie durch eine gezielte Behandlung gelockert werden.

Apparative vs. manuelle Lymphdrainage

Lymphdrainage manuell vs. apparativ
Sowohl die manuelle, wie auch die apparative Lymphdrainage zeigen eine gute Wirkung – idealerweise werden beide Therapieformen kombiniert!

Die Lymphdrainage kann manuell (MLD) oder apparativ (AIK) durchgeführt werden. Häufig werden die beiden Formen der Lymphdrainage in Konkurrenz zueinander gesehen, dabei profitieren Betroffene am meisten von einer Kombination beider Anwendungen. Auch wenn es um die Lockerung von Fibrosen geht, sollten sich die beiden Arten der Lymphdrainage idealerweise ergänzen, denn jede hat ihre Stärken.

Vorteile der apparativen Lymphdrainage

  • Individueller Druck: Der Druck von Lymphdrainagegeräten (VASOprime wave 4) kann individuell eingestellt werden. Gerade bei verhärtetem Gewebe muss man von aussen starken Druck erzeugen, um damit bis in die unteren Schichten des Gewebes vorzudringen.
  • Jederzeit verfügbar: Das VASOprime wave 4 Lymphdrainagegerät kann man zu Hause jederzeit anwenden, bei Bedarf sogar mehrmals am Tag. Auch an Feiertagen und in den Ferien, wenn die Lymphdraingepraxen geschlossen sind, steht das Gerät zur Verfügung. So ist eine intensive Behandlung ohne Pausen möglich.
  • Anregung der Lymphangione: Die Pumpgeschwindigkeit der Lymphherzen wird erhöht und zwar nicht nur unter der Manschette, sondern auch darüber hinaus.

Vorteile der manuellen Lymphdrainage

  • Regelmässige Kontrolle: Die Lymphtherapeutin behandelt die Schwellung nicht nur, sondern kontrolliert den Arm oder das Bein auch regelmässig auf Veränderungen. So können Verhärtungen des Gewebes früh erkennt und behandelt werden.
  • Gezielte, punktuelle Behandlung: Fibrosen treten gerade zu Beginn eher punktuell auf. Bei der manuellen Lymphdrainage kann der Therapeut gezielt darauf eingehen.
  • Sanft: Die Lymphtherapeutin kann individuell auf die Bedürfnisse des Patienten eingehen. Dabei nimmt sie auch Rücksicht auf das Schmerzempfinden und arbeitet besonders sanft.

Behandlung auch während der Kompressionstherapie

Die Kompressionstherapie verhindert das Anschwellen der Extremität und hilft so indirekt Eiweissablagerungen im Gewebe vorzubeugen. Mit einigen Tricks kann man die Zeit zwischen den Lymphdrainagen aber durchaus nutzen, um verhärtetes Gewebe gezielt aufzulockern.

Lymphpads lockern das Gewebe

Lymphpad

Lymphpads sind spezielle Polster, die unter dem Kompressionsverband, Wrap oder allenfalls auch unter dem Kompressionsstrumpf getragen werden. Mit ihrer strukturierten Oberfläche erzeugen sie eine Mikromassage, die das Gewebe lockert.

SwellSpots

SwellSpots sind aus Coolcore Stoff genäht und mit Schaumstoffflocken gefüllt. Die Flocken haben unterschiedliche Festigkeiten und Grössen, um das verhärtete Gewebe zu lockern. Durch die feinen Druckunterschiede werden Fibrosen sanft aufgebrochen. Kanäle im Polster bilden Abflusswege für die Flüssigkeit.

Damit man mit SwellSpots jede Körperpartie optimal versorgen kann, gibt es sie in vielen verschiedenen Grössen und Formen, z.B. als Zehenkappe, Kniepolster, Kreis oder BH-Pad.

Alle Modelle finden Sie in der Abteilung Bandagehilfen.

Swellsports
Swell-Sport (rund)
Juzo Soft Compress
Juzo Soft-Compress (geformt)

Juzo SoftCompress

Die SoftCompress von Juzo sind aus Baumwolle gefertigt und mit Schaumstoff gefüllt. Feine Kanäle im gepolsterten Material begünstigen den Lymphabfluss. SoftCompress sind als Polster für verschiedene Körperregionen und als Arm- oder Unterschenkelvariante erhältlich.

Juzo Lymphpad

Das Lymphpad von Juzo ist mit zwei verschiedenen Oberflächenstrukturen erhältlich. Es besteht aus leicht elastischem Material und kann in der gewünschten Form frei zugeschnitten werden. Aufgrund der geringen Dicke eignet sich das Lymphpad bestens für die Anwendung unter Kompressionsstrümpfen.

Nachtversorgungen mit Schaumstoffflocken-Füllung

Langfristig neigen alle Lymphödeme dazu sich zu verhärten. Zu einer gezielten Vorbeugung gehört deshalb eine geeignete Nachtversorgung. Mit dem Tribute Wrap und der Caresia Bandagiherhilfe stehen gleich zwei besonders wirkungsvolle Hilfsmittel zur Verfügung. Gemeinsam ist beiden die Füllung aus Schaumstoffflocken. Wie auch bei den SwellSpots wirkt sie entstauend und lockert Verhärtungen. Mit den Tribute Wraps und Caresia können aber nicht nur einzelne Stellen behandelt werden, sondern jeweils der ganze Arm, oder der gesamte Unterschenkel zusammen mit dem Fuss.

Tribute Wrap
Caresia

Besonders einfach in der Anwendung ist der Tribute Wrap. Er lässt sich vollständig öffnen und anschliessend mit den Klettlaschen in der gewünschten Stärke wieder verschliessen. Die Komplettlösung ist am Abend in weniger als einer Minute angezogen und beugt ein Anschwellen der Extremität zuverlässig vor. Am Morgen wenn man erwacht ist die behandelte Stelle angenehm weich und das Anziehen des Strumpfs fällt leicht.

Etwas aufwändiger aber nicht kompliziert ist die Anwendung von Caresia. Die Bandagierhilfe wird über Bein oder Arm gestülpt und anschliessend mit einer Kurzzugbinde eingewickelt. Durch den Druck des Verbands entfalten die Schaumstoffflocken ihre lockernde Wirkung.